Liedtexte

Für e Baanfaart noch Lecce han ich e Billett gkauft
Für am 26igschte Oktoober 2007
S isch en chüele Friitigoobed im Hauptbaanhof Züri,
Churz vor em Sibni faared mir ab

Ref
Il treno il treno il treno per il sud
Freccia delle Puglie säged em d Lüüt
De Nachtzug noch Lecce, hüt s letscht mol am Schtart
Di blauwiisse Wäge uf de letschte Faart

Hüt sind fascht alli im Zug Emigrante
S isch wie es Träffe vo fäärne Verwandte
Ha di lang nümme gsee, wie laufts uf em Bau
Sind alli gsund, dini Chind, dini Frau

De Chopf isch im Norde und s Härz im Mezzogiorno
No drei Joor id GF, da häsch dir fescht vorgnoo
So chömeds und gönds – känned die Reis
18 Schtund uf holprige Gleis

Ref und Brugg
Ich: Ich ha Häiwee noch miner Häimat
Und scho im Nachtzug döthii
Han ich Häiwee noch däm Ort
Won ich geschter gsi bi

Du: Da Häiwee noch de Häimat
Und scho im Nachtzug döthii
Chunt s Häiwee noch däm Ort
Wot nie häsch welle sii

Giù e su und käi Arbet im Süde
Giù e su, en Zug rollt dur d Nacht
Pasqua, Natale und au Ferragosto
Du häsch die Nachtfaarte jedes Joor gmacht

So chömeds und gönds, mol döt und mol do
Faared furt ooni aazcho – Faared zrugg eifach so
Di aalt Häimat isch etz främd, mis Dorf ooni Läbe
Und zruggcho für immer wird au nid verhebe

Ref und Brugg
Di blauwiisse Wäge söled bald wider rolle
Sig doch nid so schlächt gsi und fascht immer volle
D Gleis und d Brugge und d Tunäll saniert
Für de Nachtzug noch Lecce han ich reserviert

© Christoph Bürgin, pomeranzenmusik.ch

Wänn de Rootwii nümme mundet
Und de Wiis ka Freud me macht
Isch es höchschti Ziit zum ufschtoo
Und ganz bedööchtig use z goo

Es schmöckt noch Lämpe – Du chöntsch en no zupfe
Wänns nid passt mosch de Finke lupfe

Nid länger waarte, aber nüüt überschtürze
S git nur ei Metode das ganzi abzchürze
Zämepacke, zale und ufschtoo
Muesch dir nid alles büüte loo

Wänn de Öpfel schrumpflig wird
S Obscht scho langsam Fäde ziet
Isch es höchschti Ziit zum ufschtoo
Und ganz bedööchtig use z goo

Wänn de Dessär us em Denner chunt
De Grappa schmöckt wie nasse Hund
Isch es höchschti Ziit zum ufschtoo
Und ganz bedööchtig use z goo

© Christoph Bürgin, pomeranzenmusik.ch

Ich ha die junge Gsichter gsee uf de aalte Foti
Erscht geschter bim Ufruume mues es gsii si
Lueg de schöö Hof döt, a de schtaubige Landschtroos
Isch truurig versoffe im Schnaps und im Wii

All die junge Gsichter uf de aalte Foti
Din Grosvatter hät sini Chrusle* debii
All händ en gachtet, vill händ en gfürchtet
Isch doo en grandige** Dorfkönig gsii

Grund und Bode verchauft und verschpilt
Au s Huus und de Hof, de Schtall mit em Vee
D Fälder und d Wise, de Baumgaarte au
Verloore, versoffe und nie wider gsee

All di schöne Fraue uf de aalte Foti
Döt vorne dini Muetter, si treit iri Tracht
Bim Hof zue am Schatte schtoot ires Auto
Si hät scho ganz früe d Faarprüefig gmacht

Di bruunpränte Buebe uf de aalte Foti
Nootreiti Chleider allzäme ooni Schue
Händ gwärchet uf de Fälder und dänn isch de Hof wäg
Au d Wetti*** und de Wald mit dezue

D Meitli mit de Zöpf uf de aalte Foti
Es falled mir weiss Gott ka Näme me ii
Sin alli i d Schtadt, scho lang vor em Verchauf
Im Dorf wär ka Läbe me gsii

All die junge Gsichter uf de aalte Foti
Won ich geschter bim Ufruume aaglueget ha
Do mögeds no singe, do mögeds no lache
Hüt psinet sich neemert me draa

Schaffhauser Mundart Wörterbuch:
*Chrusle
Korbflasche mit 5 bis 10 Liter Inhalt oder Henkelkrug für Wein, Most oder Bier
**grandig
grandios, grossartig, prunkhaft (ital. grande)
***Wetti
Auch Wettine / Wettene
Künstlich angelegter Weiher, Teich, Feuerwehrweiher, Tümpel

© Christoph Bürgin, pomeranzenmusik.ch

Si säged döt wot dini Chole häsch
Döt wot mol gebore bisch
Döt wos dich erzoge händ
Döt wot jede Schpunte kännsch
Döt sig dini Heimat
Dis Vaterland, din Ruhesitz
Döt sig dini Heimat
Döt retsch dini Mueterschprooch

Ich säg döt wo mini Mannschaft gwünnt
Am Samschtigoobig e Blosmusig schpillt
Wo im Früelig d Räbe blüet
Und im Summer d Aaltschtadt glüet
Döt isch mini Heimat
Mi Vaterland, min Ruhesitz
Döt isch mini Heimat
Döt red ich mini Mueterschprooch

Und immer wider furt goo
Und immer wider hei choo
Und doch no lang nid gnueg devoo
Schlosch immer wider d Nase aa

Heimat, etz chum mir nur nid no mit Heimat
Etz frog mich bitte nid noch Heimat
Es schtinkt noch Fondü und noch Raclett
En Gruch noch Chueschtall und noch Gweerfätt

Si säged döt wot dini Schtüüre zallsch
Wot i d Arbeitslosefalle fallsch
Döt wos dich uusghobe händ
Döt wot jedes Büro kännsch
Döt sig dini Heimat
Dis Vaterland, din Ruhesitz
Döt sig dini Heimat
Döt retsch dini Mueterschprooch

(Ich säg) Döt wo mini Chind i d Schuel gönd
Am Chinderfäscht i d Reie schtönd
Won ich im Herbscht dur Näbel lauf
Im Winter Holz fürs Schminee chauf
Döt isch mini Heimat
Mi Vaterland, min Ruhesitz
Döt isch mini Heimat
Döt red ich mini Mueterschprooch

© Christoph Bürgin, pomeranzenmusik.ch

Im grüene Tal bim Wasserfall schtoot e Müli gäbig baut
Als Chnächt bin ich döt aagschtellt gsi, alli händ mir blind vertraut
Etz wird ich schwächer jede Tag, de Müller brucht en schtarche Maa
Drum hät är mich zum Tüüfel gschickt, mo luege wo ich läbe cha

Im Schtädtli gsesch e Bürgerhuus, prunkvoll, prächtig, gross und schöö
Ich ha döt gschafft als treui Magd, bis ich umgheit bi im Schnee
Im Bürgerhuus goot s Läbe wiiter nur sit geschter ooni mich
E bööses Bei, en prochne Arm, de Bürgersfrau isch da doch gliich

Wär cha und will do luschtig sii wänns am an Chrage goot
Chum mit, mir gönd uf Breme, und döt nämed mir e Boot
Si händ üs wüescht behandlet, mir sind wie Vee im Schtall
Öpis bessers als de Tod findsch würkli überall

Im Pfarrhuus mo e Ornig sii, en Pfarrer weiss genau wiso

Ich ha döt gchochet jede Tag dänn isch e Jungi, Schööni cho

S Pfarrhuusläbe isch e Freud, de Pfarrer hät all Händ voll z tue

E aalit Pfanne wirft me furt, di Neui loot är nid in Rue

S Gsindel schpeersch im Gfängnis ii, sind alles schlimmi Finger gsii
Döt han ich für Ornig gsorgt und für Aaschtand obedrii
Bi langsam aalt und schwächer worde mag da Eländ nümme gsee
Hüt händs mich gschickt, wird nümme brucht, halb blind halb taub herjeeminee

Wär cha und will do luschtig sii wänns am an Chrage goot
Chum mit, mir gönd uf Breme, und döt nämed mir e Boot
Si händ üs wüescht behandlet, mir sind wie Vee im Schtall
Öpis bessers als de Tod findsch würkli überall

Uf em wiite Wäg noch Breme merked alli zimlich gschwind
Si bruuched Gäld für d Überfaart wills mee als nume abbrännt sind
Si mached Musig i de Schpünte, und si singed uf de Schtroos
Und wos de Chlütter zäme händ gots ändlich Richtig Breme los


En Wächter und e aalti Magd, e Chöchin und en Mülichnächt
Händs wiit brocht und händ zämeghebt, ich säg da isch weissgott nid schlächt
Schtönd uf em Deck und lueged zue wie Breme langsam chliiner wird
Söll käine cho und umegee, si hegeds nid emol probiert

Das Märchen der Bremer Stadtmusikanten hat bei mir schon als Kind Fragen aufgeworfen. Ich habe nie begriffen, warum die vier Tiere (?) nach Bremen wollten, dann bekanntlich doch nicht ankamen und trotzdem die Bremer Stadtmusikanten genannt wurden. Dafür haben sie Räuber ausgeraubt; man soll/darf nicht stehlen, aber von jemandem, der gestohlen hat zu stehlen ist in Ordnung? Wenn sie wenigstens – so wie Robin Hood – die Beute auch sozialisiert hätten.
Viel später habe ich gelernt und herausgefunden: Das waren gar keine Tiere, das waren Menschen, die nach einem ganzen Leben mit harter Arbeit mit fadenscheinigen Argumenten entlassen wurden; ohne Sozialversicherung, ohne Rente ohne Erspartes. Aber mutig waren sie, mutig und solidarisch. Sie wollten – noch im hohen Alter und gezeichnet – auswandern. Darum Bremen, die Stadt mit dem klassischen Hafen der Auswandererschiffe, wo jährlich hunderttausenden die Überfahrt in ein besseres Leben wagten.

© Christoph Bürgin, pomeranzenmusik.ch

Znacht underwägs, de Wäg isch wiit
En volle Tank und ganz vill Ziit
Ich faar as Meer – de Sunne zue
Bim Wäggoo händs rundume gseit
E Chaaltfront chöm – de Wind heg trääit
Etz aber zügig nüüt wie furt

Im Radio sind hüt wider d Oldies draa
De richtig Soundtrack für en aalte Maa

De Vollmond schtoot hüt gross im Oschte
Wänn d schtoobliibsch wirsch no schnäller roschte
En liechte Näbel uf em See
En tote Dachs am Schtrooserand
Bringt mich dänn ziimlich durenand
Wiso warum und überhaupt

Wie es Klischee und chuum zum glaube
De Van singt etz vo bruune Auge
Und dänn verschüüst de Erich no de Scheriff
Etz mon ich bald en Kafi ha
Im Radio sind grad d Beatles draa
En heisse Tipp, chum „let it be“

© Christoph Bürgin, pomeranzenmusik.ch

Ha ghöört im Weschte sigs am Beschte
Schtäärnklaari Nächt und ändlosi Täg
Ha mi ufgmacht, zum da go teschte
Jetz bin ich do und find mini Rue

En vill z groosse Himmel für die chliine Fänschter
Und vill z vill Wolke für en trochene Tag
Es passt mer guet bi muusbäieläi
D Fluet isch verbii, gsee nur Wolke und Schtäi

Wälle und Wolke ooni Änd
S Meer und d Flüss voll gsunde Fisch
Frischi Luft so vill ir nu wänd
Schmaali Schtroosse wo niene hi gönd

E wiissgschtriche Huus – e Mööve wo schräit
Schööff im Räge und windschieffi Bäum
Musig vo wiitem, Töön wos verwääit,
Torfige Rauch im salzige Wind

Zobig in Pub, de gliich wie immer
Genau am Zäni faared mir loos
Hüt schpillt en Paiper, en berüemte
Und au es paar Locals chömed dezue

Charles Baudelaire: Gedichte in Prosa – Kapitel 1

Der Fremdling
Wen liebst du am meisten, rätselhafter Mann, sprich? Deinen Vater, deine Mutter, deine Schwester oder deinen Bruder?
»Ich habe weder Vater noch Mutter, weder Schwester noch Bruder.«
Deine Freunde?
»Du bedienst dich da eines Wortes, dessen Sinn mir bis heute fremd geblieben ist.«
Deine Heimat?
»Ich weiß nicht, unter welchem Himmelsstrich sie lag.«
Die Schönheit?
»Ich möchte sie gern lieben, wenn sie göttlich und unsterblich wäre.«
Das Gold?
»Ich hasse es, wie du Gott hassest.«
Ach! Was liebst du also, seltsamer Fremdling?
»Ich liebe die Wolken. Die Wolken, die vorüberziehen . . . dort unten . . . die wunderbaren Wolken!«

© Christoph Bürgin, pomeranzenmusik.ch

Bim ne Wätter wie hüt wänd alli an See
Oder mindeschtens abe an Fluss
Häsch abgmacht mit dim Schatz am Viertel vor Eis
Etz chunt si und git dir en Chuss
Wän s Läbe bi üs nur immer so wär 
Dänn wär üses Läbe nur halb so schwär
D Sunne schiint und de Himmel isch blau
Am Gotthard schtönd d Auto im Schtau

Si wett mit dir an e Fäscht am See
Döt känni si zimlich vill Lüüt
Du hetsch es lieber nid eso schträng
Und trinke wotsch sowiso nüüt
Si luegd dich so lieb aa und lachet debii
Wie im Film, es chönt nid schöner sii
Dis Auto häsch au nid wiit wäg parkiert
Ir gönd, du bisch liecht irritiert

Vo Wiitem schmöckt me de Rauch vomne Füür
Vill Lüüt wot nid känsch, s wird dir zvill
Vill z Ässe uf de Tisch und uusgsuechts Gschirr
Und z Trinke so vill me nu will
Di einte sind meini scho plodervoll
Hocked im Schatte und findets toll
Und anderi ränned – und alli händs gsee
Gwüss näcktig in lauwaarme See

Wo bliibt nur din Schatz – s hät si neemerd gsee
Bisch müed und bedient, wettisch hei
Chasch no faare, momoll, da sötti no goo
Und wänns si mo, dänn faarsch au elei
Si waarted bim Auto und faucht wie ne Häx
Etz zügig vom Acker, vill z schnäll underwägs
S chunt eine vo Rächts wie e aagschtochni Sau
Am Gotthard schtönds wiiter im Schtau

Übersetzung/Interpretation von “Ulla Winblads Landpartie”
Friedemanns Epistel Nr. 80 von Carl Michael Bellman

Eigentlich bin ich hüt seer gärn eläi
Bi satt und bruuchti gwüss nid mee
Ha di grosse Schiff und d Häfe gsee

Bi uf de Walz gsi – immer uf de Walz gsi
Immer wiiter s hät käi Änd gee
Zerscht e Färnwee dänn e Heiwee

Eigentlich han ich alli grosse Schtädt gsee
Und pass doch nid so richtig drii
Bi grosse Flüss wär ich ehnder debii

Eigentlich bin ich riichlich umechoo
Ich weiss etz au ganz guet wies tuet
Mängmol triffsch e Ebbe und mängmol e Fluet

Bridge:
So vill Nächt um d Oore gschlage,
mich fascht übenoo
Ufgschtellt, gliferet, abbaut, und s Gäld überchoo

Eigentlich bin ich hüt seer gärn eläi
Eigentlich bin ich satt und bruuch nid mee
Ha di grosse Schiff und d Häfe gsee

Wiit furt vo do in Oregon
Imne Huus döt ganz elei,
Blick ufs Meer und grüeni Hügel
Isch en aalte Maa dihei

Sitzt de ganz Tag am Fänschter
Lueged schtundelang ufs Meer
I de Schtube hanged Helge, är als junge Maa
Als Pilote im Militär

Är tänkt a sini Jugendjoor 
Isch in Ängland stationiert
E gschtolni Jugend und e Flügeruniform
Und kei Aanig wa morn passiert

Etz ghört är wider d Motore schtarte
De Bomber hebt us de Foti ab
Flügt e Rundi i de Schtube
Und treit en zrugg in Chrieg

Verse:
De Morgelang sinds über Wolke gfloge
Under sich e wiisi Masse
Erscht am Mittag gsends e Loch
Und genau do chöntis passe

15 jungi Manne
Wetted bald wider hei
I 15 Liberators heissts:
Luke uf und Bombs away

En grüene Fluss und blos e chliini Schtadt
Und au chlei Induschtri
Us sibetuusig Meter 
Gheied d Bombe drii

Brandbombe und Sprängbombe
Fascht 400 händ iigschlage
Zmitts is Härz vo minere Schtadt
D Flüüger sind entlade

De erscht Abril 1944
Am schpoote Vormittag
Trümmer und brännendi Hüüser
En harte Schicksalsschlaag

40 Kind, Fraue und Manne
Schtärbed jung und gsund
Träne, Truur und Verzwiflig
Und jede froogt noch em Grund

Outro:

Wiit furt vo do in Oregon
Imne Huus döt ganz elei,
Blick ufs Meer und grüeni Hügel
Isch en aalte Maa dihei

En Bombeabwurf – uf de Ärde d Höll
Är hockt am Fänschter z friede und froh
Heg schliesslich s Läbe lang für d Opfer pättet –
Wänn da nu gnueg isch um dä ächte Höll z entchoo!

© Christoph Bürgin, pomeranzenmusik.ch