D Ballade vom goldige Fisch

En goldige Fisch hät me bi üs am Hochrii scho sit Mänschegedänke nie me gsee, geschwige dänn gfange. Nur scho d Idee isch absurd – en goldige Fisch – bi üüs, i üüsne Breitegraad. Da isch doch öpis für Erzälige us ferne Länder, Märli und Seemannsgarn. Do chöönt jo grad au en goldige Schoofsbock aaztanze choo. A di goldige Eier händ si sich jo über all die Joor scho gwöönt ….

Es erinneret sich hüt us guetem Grund fascht niemerd me a die aalt Saag, gmäss däre alli hundertvierevierzg Joor en goldige Fisch im Rii erschiine wird. Gross wird er sii, schimmerig, glänzig, schnäll, schtarch und böös – e goldigs, wilds Biischt. Wär de Fisch besige cha, in us de tüüfe grüene Fluete ziet, in töt und die massive goldige Schuppe in en Beutel us Bocksläder iisammlet wird sis Läbe lang riich, gsund, zfride und glücklich sii.

Wär aber de goldig Fisch nume verletzt, verwundet, kwält und dänn doch nid fähig isch in z fange und z töde wird nie me froo, sini Familie wird vergheie, sisi Huus iischtürze und sin Psitz wird i alli vier Wind verwäit. Au sini Nochbere wärded vom Unglück aagschteckt, es Eländ wird i de ganze Schtadt wiiti Kreis zie.

Vo niemerdem bemerkt isch es scho bald wider so wiit: Hundertvierevierzg Joor sit em letschte goldige Fisch sind ume. Bald wird sich en neue goldige Fisch im Fluss tummle, sin Herusforderer sueche und Glück oder Verdärbe über d Mänsche bringe.

Di erschte Zeiche hät me bereits gsee und au dtüütet: es Joor hät mit emne lange waarme Früeling aagfange, dänn häts en verrägnete, chaalte und unfruchtbare Früesummer gee. Nüüt hät me welle wachse, d Fälder sind under Wasser gschtande und d Saat, grad no so schö ufgange, isch eländiglich ersoffe. Dänn häts en ussergwönlich heisse Hochsummer gee mit gwaltige Gwitterschtürm und Hagelschlag über de Schtadt und de umligende Wälder.
D Folge sind Blitzschläg und Bränd gsii, umgheiti Bäum wo alles mitgrisse händ, uf Hüüser, Mänsche und s Vee gheit sind, vill verletzt händ, zu Chrüppel gschlage oder sogar tööt händ.

Und d Mänsche i de Schtadt am Fluss händ sich wider erinneret – es Ziitalter vom goldige Fisch hät scho immer mit därige Zeiche aagfange.

Au Chrankete wo me scho längscht nümme kännt hät sind nopmänt wider uftaucht: Chröpf wo me scho lang nümme gsee hät, ticki ufschwulleni Bei, monschtrösi Hode, ussatzartigi Gschwulscht und Gschwür allethalbe und geischtigi Umnachtig hät sich bei de doch als gschiid und bsunne bekannte Schtadtbewooner usbreitet.

Bald drufabe dänn beängschtigendi Pricht us em Umland über verwüeschteti Räbbärge, unpassierbari Landschtroose, uuströchneti Brünne und Weier. Es hät keis Entrinne gee, keis Erbarme und kei Hilf – und d Mänsche händ gwüsst: De goldig Fisch und sini furchtbar Ziit isch nümme wiit. De goldig Fisch wird bald uuftauche. De goldig Fisch chunt immer pünktlich. De goldig Fisch wird eimol mee d Herrschaft über de Fluss ha.

Es isch nid lang gange, und i de Schpelunke und i de Schpünte sind Schtimme luut worde exakt vo däne, wo sälber nie öppis z Stand procht händ und no nie öppis gwogt händ: holed eu de goldig Fisch, holded en solang är no chlii und schwach isch. Sini Schnorre isch etz no ungförlich, d Flosse schwach und d Zää no weich. Sueched eu en schtarche Purscht us wo mit em Fisch cha kämpfe und in au besiigt.
Di gliiche Schtimme vo de gliiche Gselle wo immer i de hinderschte Bänk sitzed, bi iedere Gfoor de Schwanz iiziend, bi de Aarbet de andere de Vortritt lönd und bim Frässe und bim Suufe immer z vorderscht schtönd.

Und di Mächtige vo de Schtadt händ wie so villmol vorhär Schiss gha. Iri Pfründ und Privilegie sind in grosser Gfoor. Wie händ si sich so welle im Volk präsentiere?
Will: wänn de goldig Fisch nid besigt wird und das Schpiil es bööses Änd nimmt wird grosses Eländ über alli choo. E verlottereti und verlasseni Schtadt zalt kei Schtüre und kei Abgoobe me, wie söled die Häre so in Saus und Braus überläbe?
Wie psässe händs i aalte Büecher und Pricht, i Bibliotheke und i Archiv noch Ufzeichnige über de goldig Fisch gsuecht. Wie händs da dänn s letscht Mol gmacht, wie händs en besiigt und wär isch de glücklich Useforderer gsii?
Aber si händ nüüt gfunde. Kein einzige no so winzige Iitrag, kein Hiiwis i de Protokoll us de Rööt und de Zünft, kei au no so chliini Schpuur.

Will: de goldig Fisch händs totgschwige! D Protokoll händs frisiert, jede einzig Pricht händs gfälscht, alli Bilder vo däm Ereignis verbrännt und d Lieder drüber verbotte.

„Und wo sind etz all die aalte vertröchnete Wiiber, wo i de Schpünte immer wider hinder vorghaltner Hand d Gschicht vom goldige Fisch verzellt händ, däzue dreischt behauptet händ si segid sälber debii gsi“ hät de vor Wuet güggelrot aaglaufe Schtadtpräsidänt umegheepet.

Är hät sini Büttel und Scherge vo Huus zu Huus gschickt, und die sind noch langer Suechi ändlich fündig worde. Nur no eini vo däne aalte Wiiber hät no gläbt, im Asyl verschteckt, geischtig völlig verwirrt und böös, böös wi ne aagschosseni Wildsau.

Joo, si heg de goldig Fisch no gsee, mit de eigene Auge gsee. Uf em Hauptplatz bi de grosse Woog zur Schau gschtellt, ufghänkt, gross und mächtig, und i allne Goldtön heg är glänzt.

Dä wonen besigt hät isch hingäge nid froo worde. Wil me in schnäll zum Volksheld erklärt hät, zum Retter vo de Schtadt am Fluss, joo vo de ganze Region isch är de Mächtige z mächtig worde. Scho bi de Siigesfiir händs em vergiftete Wii z trinke gee, är isch no i de gliiche Nacht eländiglich verreckt. Ooni langs Fäderläse händs en am früene Morge i de Nööchi vom Galgebuck verscharet.

De goldig Fisch – so d Meinig vo de Obrigkeit – het au noch sim Tod no chöne Unglück bringe. Drum händs en mit Schuppe, Huut und Gekröse schnäll verbränne loo. Gar nüüt goldigs sig me übrig plibe, und d Äsche händs mit riichlich Weiwasser amne gheime Ort verbudlet.

„Und etz isch au scho fertig mit mine Uuskünft, ir Gauner, Tagdieb und Taugenichtse. Vo mir erfaared ir rein gar nüt me! Hetted halt e chlei früener möse aatanze, mich fründlicher behandle und beachte söle.
Etz mag ich nümme, ha gnueg gsee und ghört und wäge eu glitte. Mached eu zügig vom Acker und händ vill Freud am goldige Fisch wo scho bald erschiine wird.“

© Christoph Bürgin, pomeranzenmusik.ch