Mach bitte no e Füür

Mach bitte no e Füür
S hät gschnäit und s isch chaalt
Und d Biise* bloost ums Huus
D Rauhnächt* hanged i de Bäum
Hüt Nacht isch es Mäi
Mit em aalte Joor isch s bald uus

Zwüsched de Joor – jedes Joor s gliich
Wänt a Gott glaubsch häsch es guet
Es bruucht en Schelm zum en Schelm chöne fange
Äine wo genau wäiss wie da tuet

Schänk bitte nomol ii
S isch gschtubete Wii*
Dä wird hüt znacht nid aalt!
Lääri Chöpf und
Volli Büüch
Ghöörsch d Füchs, wies bälled im Waald?*

Leg bitte no Holz noo
Mir händ gwüss gnueg
Händs sälber gschlage im Waald
En lange Blick zrugg ufs Joor
Und äine voruus
Mitternacht ischs scho bald

Ich ha hüt znacht
de Herr Cohen* gfroget
Wien är das dänn so machi
A was är en Traum kännt
und a was e Vision*
Wän är am Morge verwachi

Sis Schwige und sin chaalte Blick
hebed lang no hii
oder hät är ganz einfach mini Froog nid verschtande?
Isch vo geschter Nacht no aatätscht gsii

*Die Bise ist ein trockener, kalter Wind, der kalte Kontinentalluft aus dem Nordosten Europas nach Mitteleuropa befördert. Der Wind erreicht im Schweizer Mittelland wegen der Kanalisierung durch die Alpen und den Jura seine grössten Stärken im Genferseeraum, wo bei klassischer Bisenlage nicht selten mittlere Windgeschwindigkeiten von 60 km/h und Böenspitzen bis über 100 km/h registriert werden. Am Bodensee ist die Bise schwächer und äußert sich hier als relativ kühler N-NO Wind mit meist weniger als 6 Beaufort. Auffallend ist auch, dass sich die Bise während der Nacht legt oder zumindest schwächer wird und tagsüber allenfalls wieder an Intensität zunimmt. Nicht zu verwechseln ist dieser Wind mit der Brise.

*Die Zwölf Heiligen Nächte symbolisieren auch die zwölf Monate des folgenden Jahres. Wer in jenen Nächten zu einer Wegkreuzung geht, die Atmosphäre auf sich wirken lässt und auf die Zeichen der Natur achtet, kann Ereignisse deuten. Wie das Wetter in dieser Nacht ist, so ist es auch in dem zugeordneten Monat. Was man in diesen Nächten träumt, wird in den jeweiligen Monaten des folgenden Jahres passieren. Träume vor Mitternacht beziehen sich auf die erste Monatshälfte, die Träume danach auf die zweite Hälfte. In diesen Nächten können die Tiere sprechen. Sie unterhalten sich über die Toten des kommenden Jahres. Ob die Tiere wirklich sprechen oder ob sich die Götter nur kurzzeitig in solche verwandeln oder ob die Menschen einfach in dieser Zeit besonders sensibel sind, lässt sich nicht genau klären. Die im Lied beschriebene Nacht muss also die Nacht des 30. Dezembers sein.

*Gschtubete Wii – dieser Wein wurde vor dem Öffnen einige Zeit in der Stube gelagert, nicht im Keller. Er kann darum sofort getrunken werden, seine Temperatur ist angenehm und er muss nicht noch dekantiert etc. werden.

*Gerade in den Nächten des Januar und Februar kann man den Fuchs im Wald heulen und bellen hören. Dann sind die Tiere auf Partnersuche. Mehrere männliche Füchse umwerben dabei ein Weibchen.

Leonard Norman Cohen, ( 21. September 1934 in Montreal, gest. 7. November 2016 in LA) war ein kanadischer Singer-Songwriter, Dichter und Schriftsteller.

*Traum und Vision oder Plan: In der Bibel gibt es eine Geschichte über Isaac, wie sein Vater ihn aufforderte, einen Berg mit hinaufzusteigen, wie der Vater dort einen Altar errichtet, nachdem er nachts in einer Vision aufgefordert wurde, seinen Sohn zu opfern. Und kurz bevor er diese Opferung vollzog, hielt ihn die Hand eines Engels davon ab. Heutzutage jedoch werden die Kinder geopfert, und niemand erhebt seine Hand, um das zu beenden. Davon handelt dieser Song. (Cohen in einem Interview) Die erste Fassung, die Cohen schrieb und als «Copyright-Demo» einreichte, trug den Titel «Nine Years Old» (sein Vater starb, als er neun Jahre alt war.)
Die letzte Strophe geht über die Isaak-Story hinaus und beschreibt Überlebensszenarien und das Töten unter Brüdern, Feinden, Pazifisten und Soldaten – Cohens Vater starb an den Spätfolgen einer Kriegsverletzung. In den letzten Zeilen warnt er vor den tödlichen Folgen der Eitelkeit, zu der jede Art der Uniform beiträgt. Wenn man weitergehend interpretieren möchte, dann will Cohen uns vielleicht darauf aufmerksam machen, welch tödliche Gefahr in jeder Art von Ideologie und blindem Gehorsam (auch an Visionen) liegt.

© Christoph Bürgin, pomeranzenmusik.ch