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Literarische Begegnungen auf dem Rhein
Vier Autoren schufen literarische Begegnungen auf dem Rhein.
Felix Graf, ein Autor aus Stein am Rhein, bespielte das erste Boot. Sein neues Werk trägt den Titel «Schnur und Zeichen» und ist, wie die Tagebücher davor, darunter auch «Fluss und Zeit», gehaltvoll, durchdacht und mit einem starken meditativen Sog versehen. So erlebt der Lesende gemeinsam mit dem Autor das irdische Paradies in Portugal, beobachtet das Geschehen und lässt sich von der Leichtigkeit des Daseins umarmen. Selbst die bekannte Geschichte vom Fischer und der gierigen Fischerin lässt er in einem neuen Licht erscheinen. Seine metaphorische Sprache, unerwartete Vergleiche mit vielen Zweiggeschichten und innerlichen Exkursionen richten den trägen kulturbiographischen Kompass neu aus. Bücher für alle Generationen
Der Neuhauser Schulleiter Thomas Pfeiffer übernahm die zweite Runde. Seine Lesung aus dem Buch «Belinda, Tim und Charly und Bubehuu» wurde von zwei Booten begleitet. Die Gäste liessen sich schnell von der Abenteuerlust des jungen Trios begeistern. Die Kinder hingen an den Lippen des Autors, als sie hörten, dass es im Buchberghaus spuken soll und eine weisse Gestalt mit der Kette am Fuss ihr Unwesen treibt. Thomas Pfeiffer ist ein geborener Erzähler und weiss um seine Wirkung. Seine Art, die Texte vorzutragen, hat Filmcharakter und lässt Sequenzen vor dem geistigen Auge entstehen. So wird jeder fast unbemerkt ein Teil seiner Geschichte. 1 Haus, 11 Menschen, 65 Gefühle
Das dritte Boot übernahm Tim Krohn aus Graubünden. Sein Werk «Herr Brechbühl sucht eine Katze» sprudelt von menschlichen Regungen in allen Formen und umschreibt 1 Haus, 11 Menschen und 65 Gefühle. Entspannt, humorvoll und präzise führt er seine Feder und erschafft eine neue Realität. Es ist eine Welt, in der jeder seiner personifizierten Gefühlsregung entgegentreten darf und dabei noch einen Lachkrampf bekommt. Tim Krohn ist kein Unbekannter in der deutschsprachigen Literaturszene und immer wieder eine grossartige Neuentdeckung. Vielseitige Kriminalgeschichten
Der Krimiautor Daniel Badraun aus Diessenhofen überraschte seine Gäste mit Lesepassagen aus drei Werken: «Muschelgaul», «Schwarzeis» und «Schwarzmost». Seine Krimis werden dem sogenannten «Wer hat es getan?»-Schreibstil zugeordnet und durch die umständliche Suche nach einem Täter beginnt der Lesende selbst, geistig zu ermitteln und zu rätseln. Ganz anders geht der Autor in seinen Kurzgeschichten vor. Der amüsant verfasste Dienstbericht, mit kuriosen Details, wie die Steiner Polizei aus einem Unfall ein Raubverbrechen inszeniert, zeigt die grosse Spannweite an Themen, die der Autor anpackt. Kurzum: Die diesjährigen Lesungen auf den Literaturbooten im Rheinfallbecken schafften einen schönen inhaltlichen Bogen zwischen Philosophie, Humor, Abenteuerlust und Kriminalgeschichten.
Fredi Hallauer von musikch.com hat geschrieben
Danke vielmal, Fredi Hallauer
LIVE: Im Stef’s Kultur Bistro, Ostermundigen am 5. November 2016
Christoph Bürgin kam wieder einmal in seine frühere Heimat zurück mit seinen
Liedern im Schaffhauser Dialekt. Er erklärte das eine oder andere Wort, aber in
Bern verstand man ihn sehr wohl. Er erklärte seine Lieder, vor allem wenn
es um lokale Geschichte und Geschichten und Brauchtümer ging.
Christoph Bürgin erzählte und las Geschichten und so wurde der Abend in
Wohnstube Atmosphäre sehr gemütlich. Der Liedermacher der alten Schule
unterhält einem im kleinen Rahmen sehr gut.
Fredi Hallauer
Folk News – Veröffentlicht am 10. November 2016 von Folkaholix
„Neue Lieder in Schaffhauser Mundart“ – Christoph Bürgin hat jahrelang andere Musiker begleitet und legte mit „Chömmer So Lo“ 2015 sein erstes Solo-Album vor. In Schaffhauser Mundart. Der Elftitler ist dabei alles andere als ein solistisches Machwerk, denn mit vier gastmusikalischen Begleitern an Piano, Keys, Hammond, Schlagzeug und Bass sowie Perkussion erfährt das erstaunliche Instrumentarium Bürgins – diverse Gitarren, Bouzouki, Dobro und Gesang – eine nicht zu verachtende Unterstützung.
„Wenn ich Lieder anderer Komponisten vortrug, konnte ich mich schon seit geraumer Zeit nicht mehr mit deren Inhalt identifizieren. Ich bin kein irischer Rebell, kein Cowboy und kein New Yorker Folkie“, so der Komponist und Textdichter des überwiegenden Teils der Titel. E Ross und En Hund eröffnet den Silberling mit nachwehenden Stahlsaiten, die von Slide-Gitarre und Gesang umspielt werden. Unaufgeregt und entspannt. Für hochdeutsch-affine oder -gewöhnte Hörer dürften die Verständnisgrenzen recht schnell erreicht sein. Doch auch ohne stringentes Textverständnis sind die Titel in feiner Singer-Songwriter-Manier ein akustisches Relaxans, das immer wieder in lautmalerische Dubdidudidilidus und Lalalalas mündet.
Die Aalte Säck drückt durch den Einsatz von Schlagzeug und Hammond ein wenig rockigere Töne an, die beizeiten von spielerischen Gitarren- und Orgel-Soli entspannt werden. Auf die Dauer einer Dreiviertelstunde mundartet sich Bürgin durch die Strophen und Refrains seiner Kompositionen – eine Ausnahme stellt der abschliessende Titel Gorilla dar –, kreiert illustre Mitsingmelodien und gibt sich insgesamt erfrischend unaufgeregt. Und genau diese Form alltäglicher Selbstverständlichkeit ohne Ego-Fixierung macht das Album zum Hörgenuss – es bannt durch den entspannten Fokus auf sich und nimmt seine Hörer mit auf die Reise, in sich selbst zu ruhen.
Talentshow: Einer überraschte alle
Sechs Künstler aus verschiedenen Sparten treten jeweils an der «Open Stage Show» im «Orient» auf und werden von einer Jury bewertet.
VON HERMANN-LUC HARDMEIER
An der zweiten «Open Stage Show» am Donnerstagabend im «Orient» in Schaffhausen traten sechs Künstler auf, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Musiker, Komiker und, und, und. Moderiert wurde der Anlass vom Schaffhauser Zauberer Lorios alias Loris Brütsch, der ebenfalls einige Tricks zum Besten gab. Wie beim TV-Format «Deutschland sucht den Superstar» hatte auch der Schaffhauser Anlass eine Jury, die sich allerdings selber gerne auf die Schippe nahm. So wurde Gastronom Bruno Meier als Dieter Bohlen von Schaffhausen und Bud-Spencer-Double vorgestellt. Unternehmer Beat Hochheuser, der Onlineshops für E-Zigaretten und Nachfülltinte betreibt, wurde als Dampfbaron und Tintenkönig präsentiert, und schliesslich war da noch «der Experte» Marco Clerc, der als Musiker mit einer Band schon als Vorgruppe von Coldplay im Letzigrund aufgetreten ist.
Freches Mundwerk
Den Anfang der Show machte Bauchredner Marco Knittel. Seine Pinguin-Handpuppe hatte ein äusserst freches Mundwerk und verriet dem Publikum, dass sie gerne Erotik-Superstar werden möchte. Bruno Meier freute sich, dass Marco Knittel die Tradition von Kliby und Caroline weiterleben lässt, und Beat Hochheuser erkundigte sich, bei welchem Coiffeur er eine solch bunte Punkfrisur wie der Pinguin machen könne. Der zweite Künstler Christian Bucheli war als Komiker angekündigt. Sein Auftritt liess die Jury etwas ratlos zurück. Marco Clerc lobte den Kontrast zwischen dem «lethargischen Auftreten» und dem «derben Humor». So hatte Bucheli beispielsweise detailliert beschrieben, wie er sich den Tod von DJ Bobo vorstellt. Nach dem Luzerner war ein Musiker aus Schaffhausen an der Reihe: Christoph Bürgin. Er sang über «alte Säcke» auf dem Weidling und endete mit einem Blues über die gestrichenen Kultursubventionen der Kammgarn. Die Jury war begeistert, und Marco Clerc sah Bürgin sogar als würdigen Nachfolger des Schaffhauser Liedermachers Dieter Wiesmann.
Gekonnter Poetry-Slam
Nach der Pause unterhielt Florian Fuenfziger alias DJ Flow mit seinem köstlichen Humor. Die Jury forderte ihn auf, Politiker zu werden und mit dem Wahlslogan «Chicken Nuggets fürs Volk» anzutreten. Danach beeindruckte Sänger Roger Stüssi mit drei starken Songs. Und zum Schluss kam die grosse Überraschung: Loris Brütsch trat auf die Bühne und erzählte, dass der «Special Guest» leider abgesagt habe und nun spontan jemand auf die Bühne kommen solle. Er fragte mehrere der Anwesenden, und schliesslich trat der völlig verdutzte Gast Matthias Strehler auf die Bretter. Er weigerte sich zuerst standhaft, etwas «aufzuführen». Doch als er schliesslich einen gekonnten Poetry-Slam über seinen gestrigen Geburtstag aufs Parkett legte, bekam er tosenden Applaus. War das nun vorbereitet oder nicht? Die Organisatoren liessen es offen, und so endete die Open-Stage-Show einmal mehr als Wundertüte, welche die Anwesenden bestens unterhalten hatte.
Ein Achtel Lorbeerblatt – Das Liedermacher-, Chanson- und Kleinkunstmagazin
Sehr schöne Rezension von Markus Heiniger — vielen vielen Dank!
Ganz so solo wie der Titel des Mundart-Albums vermuten liesse, ist Christoph Bürgins erste Liedermacher-CD nicht. Abgesehen davon, dass der im Kanton Solothurn geborene Ur-Schaffhausener vier Titel solo eingespielt hat, unterstützen ihn auf „CHÖMMER SO LO“ (Können wir so lassen) nämlich stets ein paar formidable Bandmusiker. Aber „so lo“ ist natürlich ein Wortspiel und kann auch als „so belassen“ gelesen werden. Möchte man die CD aber tatsächlich so belassen, wie sie ist?
Eh nicht: Weshalb? In Christof Stählins legendärem Programm „Schluchten des Alltags“ erhält der Schöpfer der Welt am sechsten Tage seines Schaffens Besuch. Vom Teufel. Dieser betrachtet sich Gottes frisch erschaffene Werke eingehend und meint darauf mit verschlagener Anerkennung: „Kompliment. Wenn ich du wäre, ich würde alles genau so lassen!“
Am stärksten ist Bürgin, wenn er Geschichten erzählt. „Glattdecker Riifall“ (Glattdecker Rheinfall) allen voran. Das Lied handelt von den ersten grossen Dampfschiffen auf dem Bodensee, von denen eines, eben die „Riifall“, wegen einer Explosion des Dampfkessels, gesunken ist – damals, noch bevor Eisenbahnen und Autos qualmten – und fünf Menschen mit sich in die Tiefen gerissen hat. „Em Mäntig vor Wiehnacht noch de Zwei isch es gsy“ (Am Montag vor Weihnachten nach 14.00 Uhr war‘s) „En Knall wie ‘nen Donner und d Reis isch verby“, (Ein Knall wie ein Donner und die Reise ist vorbei.) Der Moment der Katastrophe wird, in einem wunderbar epischen Chanson, lakonisch präzise beschrieben. Der Pfarrer muss dran glauben, ein Käser, der Steuermann sowie „Frau Sager und Frau Stoll“. Bürgin hat genau recherchiert. Und es gelingt ihm, uns ein grosses Verkehrsunglück des 19. Jahrhunderts bildhaft und lebendig vor Augen zu führen.
Schwachpunkte? Man wünscht sich in Bürgins Stimme hie und a ein bisschen mehr Distanz, ja womöglich sogar einen Hauch Beiläufigkeit, wenn er Dinge sagt wie „Riisegrossi Schiiff, fascht hundert Tone schwer“ (Riesengrosse Schiffe, fast hundert Tonnen schwer.“ Die Dampfer werden durch Pathos und Druck in den Stimmbändern nicht grösser.
Doch vieles möchte man durchaus „so lo“ beim späten Erstling, des erprobten Bandmusikers mit Jahrgang 1957. Die Gitarrensounds etwa, nicht zuletzt jene mit „bottleneck erzeugten“, sind vom Feinsten. Seine Band begleitet den Schaffhausener dynamisch und stimmig, Das in der Regel heikle Zusammenspiel der Harmonieinstrumente Gitarre und Klavier ist professionell abgestimmt. Und vor allem: Man hört ihm gerne zu, dem Barden. Dass Bürgin seine Lieder immer wieder an Fluss- und Seeufern ansiedelt oder draussen auf dem Wasser, darf wohl schon jetzt als Markenzeichen angesehen werden:
Da fahren in „Si stuuned nid schlecht“ (Sie staunen nicht schlecht) geheimnisvolle Schiffe in Häfen ein. Da gibt es, in einem anderen Lied, einen „Fährmann“, der geheimnisvollen, nächtlichen Besuch von drei Musikanten erhält, welche des Fährmanns Tochter, Rattenfängern gleich, aus ihrem Dornröschenschlaf fiedeln und grooven. „Die Aalte Säck“ (die alten Säcke) wiederum erzählen von ihren wilden Fahrten mit dem Weidling auf die Insel Reichenau, wo sie sich „die Lampe“ zu füllen pflegen. Das Lied betrachtet die „alten Säcke“ aus der Perspektive eines wohl noch etwas schüchternen Jungen. Bei den derben „Alten“ handelt es sich demnach wohl kaum um wirklich Alte. Eher um Halbstarke.
Eher schwach ist eigentlich bloss der letzte Track, „Gorilla“. Darin muss der physisch mächtigste unter den Hominiden als Metapher für „Die Sau rauslassen“ herhalten. Bürgin dürfte mit seinem Gorilla auf gewisse Wetterpropheten sowie auf Politiker anspielen, die mit ihren sexuellen Eskapaden unlängst unangenehm auf sich aufmerksam gemacht haben. Der Song, obwohl keine erstklassige Satire, funktioniert durchaus. Aber nur weil ein Bild verstanden wird, muss es deswegen noch lange nicht stimmen. Was ist falsch? Gorillas sind die bei weitem sanftesten unter unseren näheren Verwandten*. Mit leiser und vielschichtiger Kommunikation halten die Riesen, nicht nur Mutter und Kind, steten Kontakt untereinander und die Aggressionsschwelle dabei – gerade auch für Menschliche Begriffe – unglaublich tief. In Zeiten voller Lärm und Gewalt sollten wir langsam aber sicher unsere wahren Vorbilder kennen lernen.
Bürgins Erstling „CHÖMMER SO LO“ ist dem Liedermacher gut geglückt. Christoph Bürgin ist eine Bereicherung der Schweizer Liedermacher-Szene. Man darf gespannt sein, wie er sich weiterentwickelt.
*Quelle „Menschenaffen, Mutter und Kind von Jörg Hess, (German Edition BaZVy)
Rezension: Christoph Bürgin – Chömmer so lo (2015)
Eintauchen in die Welt der Literatur … musikalischer Genuss inklusive ….
Neuhauser Woche, 16.6.2016