Wäär vo üs uf die Wahnsinnsidee cho isch, wiit noch Mitternacht no en Taxi z pstelle, cha hüt niemert me mit Sicherhäit säge. Nopmänt häts glüütet, und vo unne hät äine s Schtägehuus uf grüeft: Iren Taxi isch do. Was Taxi, wär Taxi, wo Taxi und worum Taxi? Jo, so simmer dänn halt no loos, mir dräi Helde, de Schtriizi, de Bürschtebinder und ich – di warme Jagge aagläit und di feschte Schue, s isch zimlich nass und chaalt gsi dusse.
Und, woane wotsch? frooget de Taxifaarer i sim üs främd tönende Akzänt.
Ach, faar eifach mol los, da findet mir dänn scho no use.
Dusse gsemmer d Lüüchtreklaame vo de Frässbäize, di hälle Fänschter vo de Wonige und de tunkel Fluss, wo sich all die Liechter drin schpiegled.
Mir hocked i de Wärmi, äin vorne und zwää hinne, und händ uusnamswiis mol nüüt z säge. De Faarer hät aagfange Gschichte z verzelle, us sinere Häimet und vo sinere Familie — mir faared dur de Räge, hi und do dur e Glungge, und de Radio isch ganz liislig igschtellt — zeerscht öppis Armeenisches oder so, und dänn Jazzzzzzzzzzzz.
Häy, mach lüüter, nuschlet de Bürschtebinder, da isch jo abfgaarene Sound. Das jetz live chöne z ghööre, ich gäb vill drum.
Näi, lieber es paar Wiiber, mäint de Striizi, was um die Ziit sicher wiit woorschiinlicher z finde isch als en Haane mit Jazzmusig.
Das findt au de Taxifaarer, und bringt üs in en Lade mit vil Betriib für die Ziit, mit schööne Fraue und uusgsuechter Musig. Mir dräi pschlüüsed z bliibe, trucked em Faarer es ticks Trinkgält i d Hand, und de Taxi verschwindt zimlich zügig i de Nacht.
Mir hocked uf abegnudlete Garteschtüel wo zimlich dernäbet i de Winterlandschaft schtönd im Hinderhoof vo däm Klup, wo mir d Nacht verbroocht händ. Jede waartet uf en gschiide Satz vo de andere, aber au de Schtriizi bringt nüüt use. So schwiged mit halt mit chaalte Ärsch wiiter.
Vo irgendwo häär schmöckts noch Kaffi und Fritööseöl wo langsam waarm wird. Und ganz unerwaarted für die trischt Umgäbig, vo wiitem e tämpfti Trompeete – los, Miles Davis i Beschtform, da mo so öppe 1960 gsi sii.
So schliiched mir zum Schpunte uus Und säged Dank für Schpiis und Trank Und trift üs hüt de Sänsemaa Znacht grad im tümschte Rank! Wär hüt e frächi Gosche hät Und glaubt das segi nid so arg Pass uf, de Schriner hoblet grad S Holz für din schöne Saarg!
Meinsch dis Grab wärdi tüüf und heg en ghörige Druck Nume Muet und gönn dir no en Schluck Und no eine hinterhär Wie wänns gar nüt wär Dänn schtirbt sich s nid so schwär
Wär gärn mit andere umemacht Und meint da göng in Ornig so S chönt sii dass dir de Musikant Am Grab eis schpile mo Und dä wo pschisse worde isch Etz fluecht und toobt und umeschreit Het är hüt Psuech vom Vatter Tod Wär är no nid bereit!
Und bisch vor Wuet au grüen im Gsicht De Tod hät scho vill schlimmers gsee Und vo jedem Schluck wo du dir gönsch Wird de Wurm sis Teili nee Ob Lumpepack ob feine Zwirn Im Totehämp sind alli gliich Dän lüchtet üs de Oobedschtärn I d Grueb ob arm ob riich
Da Ross won ich riit da han ich gschtole de Hund wo mir noolauft en guete Schigg Alli waarted druf bis si de Tüüfel wüürt hole gschtole und zockt bliibt sälte lang
Ietz han ich e Ross dihäi riit über Schtock und Schtäi en groosse schwarze Hund bi nie me eläi E Frau wo mir waarm giit e Gundle wo paraat liit Wänn s Hoochwasser chunt bin ich guet bedient
Da Tach won ich drunder hock ghört der Bank de Wii im Chäller goot niemer nüüt aa Ich bi zunderobsi, suech de Rank troche und waarm en Winter lang
Die Tüppe a mim Tisch mit de verschlagne Gsichter äs Ass im Ärmel und d Finger übers Chrüüz hüt am Singe, morn vor em Richter ich bliib won ich bi und lueg ne zue
Wenn d Füürweer z Oberglunggewil Hauptüebig hät – Holladihoo
Goot kan vo de Manne vor em zwei is Bett – Holladihoo
Und so hockeds dänn gmüetlich in Leue
Mit Suufe, Singe und Hollei
Jo si händ wider allne zeiget wies wür goo
Wänns wür bränne im Dorf und si gschnäll müested choo — Holladihoo
Und scho fangeds a singe das es äredschöö tönt – Holladihoo
Und vill lüüter als me sichs vo de Predigt isch gwöönt – Holladihoo
Und si lueged wie de Sunneschtraal
flieht scho vo Bärge und Taal
Und mir Sänne händs luschtig – und vo Pfiiffeholz
Em Bueb vom Trueb und es hudlets grad vor Schtolz – Holladihoo
Und d Chöpf wärded rööter und d Chrägge immer änger – Holladihoo
Und d Räie vom Läärguet länger und länger – Holladihoo
Und Rüegsegger Sämu rüeft „Buebe dohii“
Wele hilft – Muggu – chum mir chegled no e chli
Und si schmeissed und si tschutted iri Helm umenand
das äs bolet und tätscht dur de Vaterlandsgsang – Holladihoo
Grad wo Lugibüel Gödu äs Baabeli schüüst – Holladihoo
Seit Eggimaa Ärnscht: du häsch dän Tabak wo pschüüst – Holladihoo
Wa isch da für e Chruut i dinere Pfiiffe
Da loot mi noch em Füürlöscher griiffe
Da möttelet jo, s wird am schier schlächt
Aber Gödu seit Chabis, dä Tubak isch rächt – Holladihoo
Aber es raucht und es schtink, s isch nümme uuszhaalte gsii – Holladihoo
Plötzlich Hitz und Flamme zur Gangtüre ii – Holladihoo
De Leue hät brännt – und si plamped devoo
Schtunde schpööter sinds mit em Löschwage choo
Händ d Schlüüch uusgleit und aagfange Schprütze
Und pmerkt dass da allwäg nümme vill würd nütze – Holladihoo
Si chönd nüüt derfür – äs isch immer äso – Holladihoo
Meischtens triffts äim dänn wämes nid gseet choo – Holladihoo
Ich wett nid grad säge dass d Wält verbrännt
Wäred dämm ich do sing ….. aber si cheent – Holladihoo
En goldige Fisch hät me bi üs am Hochrii scho sit Mänschegedänke nie me gsee, geschwige dänn gfange. Nur scho d Idee isch absurd – en goldige Fisch – bi üüs, i üüsne Breitegraad. Da isch doch öpis für Erzälige us ferne Länder, Märli und Seemannsgarn. Do chöönt jo grad au en goldige Schoofsbock aaztanze choo. A di goldige Eier händ si sich jo über all die Joor scho gwöönt ….
Es erinneret sich hüt us guetem Grund fascht niemerd me a die aalt Saag, gmäss däre alli hundertvierevierzg Joor en goldige Fisch im Rii erschiine wird. Gross wird er sii, schimmerig, glänzig, schnäll, schtarch und böös – e goldigs, wilds Biischt. Wär de Fisch besige cha, in us de tüüfe grüene Fluete ziet, in töt und die massive goldige Schuppe in en Beutel us Bocksläder iisammlet wird sis Läbe lang riich, gsund, zfride und glücklich sii.
Wär aber de goldig Fisch nume verletzt, verwundet, kwält und dänn doch nid fähig isch in z fange und z töde wird nie me froo, sini Familie wird vergheie, sisi Huus iischtürze und sin Psitz wird i alli vier Wind verwäit. Au sini Nochbere wärded vom Unglück aagschteckt, es Eländ wird i de ganze Schtadt wiiti Kreis zie.
Vo niemerdem bemerkt isch es scho bald wider so wiit: Hundertvierevierzg Joor sit em letschte goldige Fisch sind ume. Bald wird sich en neue goldige Fisch im Fluss tummle, sin Herusforderer sueche und Glück oder Verdärbe über d Mänsche bringe.
Di erschte Zeiche hät me bereits gsee und au dtüütet: es Joor hät mit emne lange waarme Früeling aagfange, dänn häts en verrägnete, chaalte und unfruchtbare Früesummer gee. Nüüt hät me welle wachse, d Fälder sind under Wasser gschtande und d Saat, grad no so schö ufgange, isch eländiglich ersoffe. Dänn häts en ussergwönlich heisse Hochsummer gee mit gwaltige Gwitterschtürm und Hagelschlag über de Schtadt und de umligende Wälder. D Folge sind Blitzschläg und Bränd gsii, umgheiti Bäum wo alles mitgrisse händ, uf Hüüser, Mänsche und s Vee gheit sind, vill verletzt händ, zu Chrüppel gschlage oder sogar tööt händ.
Und d Mänsche i de Schtadt am Fluss händ sich wider erinneret – es Ziitalter vom goldige Fisch hät scho immer mit därige Zeiche aagfange.
Au Chrankete wo me scho längscht nümme kännt hät sind nopmänt wider uftaucht: Chröpf wo me scho lang nümme gsee hät, ticki ufschwulleni Bei, monschtrösi Hode, ussatzartigi Gschwulscht und Gschwür allethalbe und geischtigi Umnachtig hät sich bei de doch als gschiid und bsunne bekannte Schtadtbewooner usbreitet.
Bald drufabe dänn beängschtigendi Pricht us em Umland über verwüeschteti Räbbärge, unpassierbari Landschtroose, uuströchneti Brünne und Weier. Es hät keis Entrinne gee, keis Erbarme und kei Hilf – und d Mänsche händ gwüsst: De goldig Fisch und sini furchtbar Ziit isch nümme wiit. De goldig Fisch wird bald uuftauche. De goldig Fisch chunt immer pünktlich. De goldig Fisch wird eimol mee d Herrschaft über de Fluss ha.
Es isch nid lang gange, und i de Schpelunke und i de Schpünte sind Schtimme luut worde exakt vo däne, wo sälber nie öppis z Stand procht händ und no nie öppis gwogt händ: holed eu de goldig Fisch, holded en solang är no chlii und schwach isch. Sini Schnorre isch etz no ungförlich, d Flosse schwach und d Zää no weich. Sueched eu en schtarche Purscht us wo mit em Fisch cha kämpfe und in au besiigt. Di gliiche Schtimme vo de gliiche Gselle wo immer i de hinderschte Bänk sitzed, bi iedere Gfoor de Schwanz iiziend, bi de Aarbet de andere de Vortritt lönd und bim Frässe und bim Suufe immer z vorderscht schtönd.
Und di Mächtige vo de Schtadt händ wie so villmol vorhär Schiss gha. Iri Pfründ und Privilegie sind in grosser Gfoor. Wie händ si sich so welle im Volk präsentiere? Will: wänn de goldig Fisch nid besigt wird und das Schpiil es bööses Änd nimmt wird grosses Eländ über alli choo. E verlottereti und verlasseni Schtadt zalt kei Schtüre und kei Abgoobe me, wie söled die Häre so in Saus und Braus überläbe? Wie psässe händs i aalte Büecher und Pricht, i Bibliotheke und i Archiv noch Ufzeichnige über de goldig Fisch gsuecht. Wie händs da dänn s letscht Mol gmacht, wie händs en besiigt und wär isch de glücklich Useforderer gsii? Aber si händ nüüt gfunde. Kein einzige no so winzige Iitrag, kein Hiiwis i de Protokoll us de Rööt und de Zünft, kei au no so chliini Schpuur.
Will: de goldig Fisch händs totgschwige! D Protokoll händs frisiert, jede einzig Pricht händs gfälscht, alli Bilder vo däm Ereignis verbrännt und d Lieder drüber verbotte.
„Und wo sind etz all die aalte vertröchnete Wiiber, wo i de Schpünte immer wider hinder vorghaltner Hand d Gschicht vom goldige Fisch verzellt händ, däzue dreischt behauptet händ si segid sälber debii gsi“ hät de vor Wuet güggelrot aaglaufe Schtadtpräsidänt umegheepet.
Är hät sini Büttel und Scherge vo Huus zu Huus gschickt, und die sind noch langer Suechi ändlich fündig worde. Nur no eini vo däne aalte Wiiber hät no gläbt, im Asyl verschteckt, geischtig völlig verwirrt und böös, böös wi ne aagschosseni Wildsau.
Joo, si heg de goldig Fisch no gsee, mit de eigene Auge gsee. Uf em Hauptplatz bi de grosse Woog zur Schau gschtellt, ufghänkt, gross und mächtig, und i allne Goldtön heg är glänzt.
Dä wonen besigt hät isch hingäge nid froo worde. Wil me in schnäll zum Volksheld erklärt hät, zum Retter vo de Schtadt am Fluss, joo vo de ganze Region isch är de Mächtige z mächtig worde. Scho bi de Siigesfiir händs em vergiftete Wii z trinke gee, är isch no i de gliiche Nacht eländiglich verreckt. Ooni langs Fäderläse händs en am früene Morge i de Nööchi vom Galgebuck verscharet.
De goldig Fisch – so d Meinig vo de Obrigkeit – het au noch sim Tod no chöne Unglück bringe. Drum händs en mit Schuppe, Huut und Gekröse schnäll verbränne loo. Gar nüüt goldigs sig me übrig plibe, und d Äsche händs mit riichlich Weiwasser amne gheime Ort verbudlet.
„Und etz isch au scho fertig mit mine Uuskünft, ir Gauner, Tagdieb und Taugenichtse. Vo mir erfaared ir rein gar nüt me! Hetted halt e chlei früener möse aatanze, mich fründlicher behandle und beachte söle. Etz mag ich nümme, ha gnueg gsee und ghört und wäge eu glitte. Mached eu zügig vom Acker und händ vill Freud am goldige Fisch wo scho bald erschiine wird.“
D Wolke ziend verbii – si bliibed nie schtoo
De Fluss flüüst is Meer – da isch sis Gschäft
D Hügel und d Wälder schtönd nid für immer
Geschter no woor, und morn Lug und Trug
Wa hoch gsi isch wird tüüf – Wa vill gsi isch wird schwinde
E voll Glas wird läär – Wa schöö gsi isch wird leid
Aalti Hünd müend bälle – händ s biise verlärnt
Und s Graas ghörsch wachse wänts nume probiersch
Ref
Nüt wird so bliibe wies umeder gsii isch
E iisigi Biise schüttlet mis Huus
Nüt wird so bliibe wies umeder gsii isch
D Schrift a de Wand löscht niemerd me uus
D Züg i de Nacht – du ghöörsch si vo wiitem
D Flüger höch obe — ziend iri Baan
Schiff chömed hei – gnau wie erwartet
Und fäält emol eis gits immer no gnueg
Brugg
I de Schuel händs üs glärnt
Es sig nid rächt wänn ein Broot schtilt
Hüt weiss ich s besser und säg es isch e Schand
Da bi üs ein mo schtäle, will är Hunger hät
D Wolke ziend verbii – si bliibed nie schtoo
De Fluss flüüst is Meer – da isch sis Gschäft
D Hügel und d Wälder schtönd nid für immer
Geschter no woor, und morn Lug und Trug
Sprüche 6,30
Verachtet man nicht schon einen Dieb, der aus Hunger stiehlt?
Verachtet man nicht schon den Dieb, auch wenn er nur stiehlt, um den Bauch sich zu füllen, weil Hunger ihn treibt?
Di aalte Säck – händ verzellt Sind mit em Wäidling bis uf d Riichenau Rueder und Schtachel – Pier und Broot Wän ich grooss bi, dänn mach ich da au!
Güeterhoof, am Fräie Platz Und ich ha gmäint das sig etz «dock of the bay» Schiff häts au gha – halt nid ganz so grooss Für jungi Schnuufer isch do nie nüüt loos
Mängi Bäiz – gits hüt nümme Es sind nid alli di allerfäinschte gsii Für lääri Fläsche häts en Zwanzger ggee Döt bi de Bauschtell findsch no meh
De ganz Vercheer, durs Nodelöör Do häsch halt gwaartet, wenns Pier abglade händ Z schpoot i d Schuel, und z schpoot wider häi Rossbölle liged uf de Bsetzischtäi
Aalti Säck triffsch überall! Aalti Säck im Schpunte, am Baanhof – wos in Pändlerzug iischtiged, bim Coiffeur, im Hobbymarkt und uf de Poscht, wos iri Iizalige mached.Aalti Säck wo vo früener verzelled – was si alles aaggrisse und abzoge händ, wo si überal gsii sind und was si ärläbt händ. Di Junge losed mit offne Müüler zue, und mäng äine nimmt sich fescht vor, au emol so z wäärde, und di verzellte Abedtüür dänn au ganz beschtimmt emol sälber z erläbe.Segs z Fuess über d Alpe – und dänn grad no wiiter bis as Meer, e Velotuur bis uf Konstantinopel, noch Kapstadt abe und au wider retour mit äme aalte VW Bus – oder ebe mit em Wäidling de Rii uf, z Schtäi verbii, über de Undersee bis uf d Riichenau. Si händs gschtämmt, ooni Outdoorklamotte, ooni Powerfood und Energydrinks, jawoll!Jede kännt söttig Gschichte, jede hät so sini Vorbilder und Träum gha. Da chasch den mache, wänt gross bisch, mach mol zerscht d RS, läärn öppis Rächts …..Und dänn bisch nopmänt bi de Groosse. Bisch erwachse, häsch en Pruef, Frau und Chind, und de ganz Plunder interessiert dich käin Feuk me!
Anna Wirthin – niemer kännt dich Bisch vo Freudeschtadt de Schwarzwald ab choo Dräck am Schtäcke – und nüüt z ässe Z Schafuuse händs dich im Riihof ufgnoo
Anna Wirthin – bisch e Schööni Hööchi Häre händ es Aug uf dich gha Mäng eine schliicht drum, wän andri schlooffed Zum Riihof abe, ums luschtig mit dir z haa
Ref I Es sind Häxe, wo Hagelschtürm bringed Es sind Häxe, wo z Nacht bim Tüüfel liged Es sind Häxe, wo als Hase erschiined Sich, wänns si mo, au als Chatze zäiged
Anna Wirthin – jede kännt dich hüt Bisch nopmänt de ganze Schtadt bekannt Unne im Riihof chömeds go bade Di fäine Häre, suuber und galant
Anna Wirthin – chasch nid schwige? Phaalts für dich – es goot neemert nüüt aa So chas nid guet goo, s tarfs käine wüsse Din Gascht im Riihof isch en aagseene Maa Oder: Din Gascht im Riihof: en aagseene Maa
Ref II D Chüe träged käi Chälber me us Und de Emmer will nid riiffe Es Gras hört uuf mit Wachse Und d Vögel ghäied wie Schtäi vom Himmel
Brugg Anna, Anna, Anna, Anna, Anna schpil nid z lang mit em Füür Anna, Anna, Anna, Anna, Anna es isch dir sälber nid ghüür
Anna Wirthin – e Schuldigi wird gsuecht E miisi Äärn und de Hagel bringed Noot Du wirsch verzelle, wohär de Näbel chunt En schtränge Richter wäiss genau wie da goot
Anna Wirthin – Tood dur s Füür S Verhöör isch lang, bluetig und hert Wirsch begnaadiget, si lönd dich nid bränne Zmitts im Novämber zieht de Hänker sis Schwärt
Gschafuuseret:
Schafuuse, 1653
De driissgjöörig Chrieg isch sit füüf Joor verbii, und so au de wirschaftlich Hoochflug vo üser Gägend. Wäred em driissgjöörige Chrieg (1618 bis 1648), wo vor allem i Tüütschland gwüetet hät, händ d Schwiizer Puure ires Chorn und Vä mit groossem Gwünn chöne i di verwüeschtete Gebiet lifere. I de druf folgände Fridensziit sind d Priis wider zämeghäit, d Ziislaschte für uufgnoos Kapitaal sind aber di gliiche plibe.
Am 2. Dezämber 1652 hät d Schtadt Bäärn de Chupferbatze um 50 % abgwärtet. D Obrigkeit hät e Frischt vo nu dräi Täg gsetzt, zum d Chupfermünze zum aalte Wächselkurs gäge stabiileri Gold- oder Silbermünze umtausche. Drum händ nid vill Lüüt chöne da Umtuuschangebot bruuche. Vil vo de Untertaane, psunders die uf em Land, händ uf äin Schlag d Helfti vo irem Vermöge verloore. Anderi Ort i de damalige Äidgenosseschaft sind em Bäärner Biischpil gfolgt und händ au abgwärtet. So isch es 1653 zum ene groosse Ufschtand choo, em Schwiizerische Puurechrieg. Dä hät im Äntlebuch aagfange und hät sich schnäll auf s ganz Bäärnpiet, de Aargau, s Soloturnisch und s Baselpiet usbräitet. D Tagsatzig aber hät pschlosse, de Forderinge vo de Puuern nid noozgee.
D Folg isch e Landsgmäind i Huttwil gsii, wo sich tuusigi vo Puure troffe händ. D Puure i de Oscht- und Weschtschwiiz aber sind irne Obrigkäite treu plibe und händ sich sogar gäge di Uufschtändische uf s Schlachtfäld füere loo. I Sache Militäär händ d Puure kä Schangse gha. Si sind schnäll ufgribe woorde und ihri Aafüerer sind higerichtet woorde. Hunderti hät me mit empfindliche Puesse gschtrooft, anderi sind uf Galeere verchauft worde und iri Höf hät me verbrännt. Si händ au für di härrschaftliche Chriegschoste müese uufchoo, händ iri Waffe abgliferet, dezue iri Fääne und all schriftliche Dokumänt. Es isch vo dänn aa verbote gsi, über de Puurechrieg au nume z rede.
Und gnau i däre Ziit chunt e Frau z Fuess vo Freudeschtadt de Schwarzwald ab uf Schafuuse. Si fint Underschlupf im „Riihof“, läbt do, wont do, fallt nid wiiter uf. Uusgrächnet Schafuuse, Schauplatz vo de früeschte bekannte Häxeprozäss. (1402) Uusgrächnet Schafuuse, wo im 17. Joorhundert de Häxewahn de Gipfel erräicht hät. Uusgrächnet Schafuuse, wos ringsume brodlet, sich d Landbevölkerig ufläänt gäge s Regimänt vo de Schtadt und di mächtige und korupte Zünft, und de Rueff noch Sälbschtbeschtimmig immer luuter wirt.
D Vermuetig liit nööch, das d Obrigkäit mit de verschärfte Verfolgig vo Persoone wos de Häxerei verdäächtiget händ- mit wenig Uusnaame Fraue – irne Undertaane händ welä zäige, dass si käi Verschtööss gäge di „gottgewollti“ Ornig wänd dulde. Schnäll isch öpper verdäächtiget woorde, Vertüfele und Tummheit händ rasch zu Verhaftig und Verhöör gfüert.
Under em massiive Truck vo däne Verhöör händ d Fraue s Delikt vo de agäbliche Häxe, e Bezieig zum Tüüfel zueggee. Das de Hänker si vor em Verbränne uf em Schiiterhuufe erwürgt oder mit em Schwärt köpft hät, isch als Schtraaffmilderig und groossi Gnaad verschtande woorde.
Ortskund: Riihof: Z Schafuuse ghööred de „Riihof“, s “Ringkegässli“, d “Frauegass“ und d „Roosegass“ zum Quartier südlich vom Häreacker. I däre Gägend gits käi prunkvoli Zunfthüser und käi schmucki, mit Erke verzierti Protzbaute. Do isch under anderem au s „Badhuus“ gschtande. Es „Badhuus“ isch es Bordell gsii, wo vom schtätische Hänker under emene Deckmantel gfüert woorde isch. Im Parterre häts Badwanne gha, und wiiter obe sind d Gliger iigrichtet gsi. Padet händs nie älei, es isch äbe nid nume um d Suuberkäit gange.
Dass d Anna Wirthin im „Riihof“ gläbt hät schtoot i de Protokoll. Au iri „Begnadigung“ – i irem Fall de Tood durs Schwärt und nid durs Füür isch e Taatsach.
Das si aber im „Badhuus“ gschaffet, und Häre us de bessere Gsellschaft bedient hät, isch räini Schpekulazioon.
D Fakte: D Anna Würth, Wirth oder äbe Wirthin isch taatsächlich noch de Chroonik vo de Schtadt Schafuuse us Freudeschtadt cho. Si hät im Riihof gläbt, wo zum Schafuuser „redlight district“ ghöört hät. Si isch wäge verschidener Verbräche und Sünde aaklagt worde, alli äidütig em Hägsewärch zueghöörig. Si isch, nochdäm si under de Folter iri Delikt gschtande hät, würklich „begnadigt“ woorde, nid em Tood durs Füür, sondern däm durs Schwärt zuegfüert z wäärde.
D Fiktioon: Es isch aaznää aber nid bewise, dass d Anna Wirthin us wirtschaftliche Gründ südwärts gwanderet isch. Es isch käis Verhältnis zum ene Gnäädige Här dokumäntiert. Iri Bekannthäit i de Schtadt hät sich sicher i Gränze ghaalte. Um de Hägserei verdööchtiget z wäärde händ mängsmol Chliinigkäite oder Uffälligkeite im Uusgsee oder em Gang gnüegt.
Deutsch:
Schaffhausen, 1653
Der 30jährige Krieg ist seit 5 Jahren vorbei und damit auch der wirtschaftliche Hochflug unserer Region. Während des Dreissigjährigen Krieges (1618 – 1648), der vor allem in Deutschland wütete, konnten die Schweizer Bauern Korn und Vieh mit grossem Gewinn in die verwüsteten Gebiete verkaufen. In der nachfolgenden Friedenszeit fielen die Preise wieder, die Zinslasten für aufgenommenes Kapital blieben aber gleich. Am 2. Dezember 1652 wertete Bern den Kupferbatzen um 50 % ab. Die Obrigkeit setzte eine Frist von nur drei Tagen, um die Kupfermünzen zum alten Wechselkurs gegen stabilere Gold- oder Silbermünzen umzutauschen. Deshalb konnten nicht viele Leute von diesem Umtauschangebot Gebrauch machen. Viele Untertanen, insbesondere auf dem Land, verloren auf einen Schlag die Hälfte ihres Vermögens. Andere Orte der Eidgenossenschaft folgten dem Berner Beispiel und werteten ebenfalls ab. So kam es 1653 zu einem grossen Aufstand, dem Schweizerischen Bauernkrieg. Er begann im Entlebuch (LU), breitete sich bald auf das Bernbiet, den Aargau, das Solothurnische und das Baselbiet aus. Die Tagsatzung hingegen beschloss, den Forderungen der Bauern nicht nachzugeben.
In der Folge trafen sich Tausende von Bauern zu einer Landsgemeinde in Huttwil (BE). Die Bauern aus der Ost- und Westschweiz hingegen blieben ihren Obrigkeiten treu und liessen sich gar gegen die Aufständischen auf das Schlachtfeld führen. Militärisch hatten die Bauern keine Chance. Sie wurden schnell aufgerieben und ihre Anführer hingerichtet. Ihre Leichen liess man am Galgen verfaulen. Hunderte wurden mit Geldstrafen belegt, auf die Galeeren verkauft und ihre Höfe verbannt. Die Bauern mussten auch für die herrschaftlichen Kriegskosten aufkommen, mussten ihre Waffen abliefern, ihre Fahnen und alle schriftlichen Dokumente. Die Macht der Herren in den Städten nahm in der Folge noch zu. Auch war es fortan verboten, über den Bauernkrieg auch nur zu reden.
Die Schaffhauser Hexenprozesse sind die frühesten bekannten Hexenprozesse in der Schweiz und ereigneten sich im Jahr 1402. In den Unterlagen ist von einem „hegsen brand“, also einer Hexenverbrennung, die Rede. Es handelt sich um einen der frühesten Hexenprozesse in Mitteleuropa mit Todesurteil durch Verbrennen. Die Aufstellung im Stadtarchiv zeigt die einzelnen Beträge für den Henker, so zum Beispiel die Kosten für das “dürre Holz für den Hexenbrand“. Die Prozesse zogen sich drei Jahrhunderte hin. Im 17. Jahrhundert erlebte der Hexenwahn den absoluten Höhepunkt. Mit ein Grund könnte auch die Reaktion der Obrigkeit auf den Ruf nach Selbstbestimmung und die Auflehnung der Landbevölkerung gegen die Patrizier liegen. In Schaffhausen regierten die Zünfte. Diese hielten den Kreis der herrschenden Familien geschlossen. Im Gegensatz zu den Patrizierstädten liessen die Zunftstädte ihren Untertanen auch wirtschaftlich kaum Freiheiten, sondern erliessen strenge Richtlinien über die Organisation des ländlichen Handwerks.
Der Schluss liegt nahe, dass die Obrigkeit mit der verschärften Verfolgung von der Hexerei verdächtigter Personen (mit wenigen Ausnahmen alles Frauen) ihren Untertanen demonstrieren wollte, dass sie keinerlei Verstösse gegen die gottgewollte Ordnung duldete, als deren Garantin sie sich verstand.
Unter dem massiven Druck des Verhörs bekannten die Frauen das zentrale Delikt der angeblichen Hexen, eine Beziehung zum Teufel. Dass der Henker sie vor dem Verbrennen auf dem Scheiterhaufen erwürgte oder mit dem Schwert köpfte, wurde als Strafmilderung und Gnade verstanden.
Riihof: In Schaffhausen gehören der „Rheinhof“ das “Ringkengässchen“ die “Frauengasse“ und die „Rosengasse“ zum Quartier südlich des Herrenackers. In dieser Gegend finden wir keine prunkvollen Zunfthäuser und keine schmucken, mit Erkern verzierten Protzbauten. Hier befand sich auch das sogenannte „Badhaus“. Das war der Ort für Männer die nicht „Siechs” werden wollten, was damals bedeutete zu wenig geschlechtliche Betätigung zu haben. Das „Badhaus“ war ein Bordell, das vom Henker unter einem Deckmantel geführt wurde. Im Erdgeschoss hatte es Badewannen und im Obergeschoss wohl Liegestätten. Es wurde schon gebadet, mit musikalischer Begleitung, in grossen, runden Wannen, jedoch nie alleine und immer gut durchmischt. Dass Anna Wirthin im „Riihof“ lebte, ist in den Protokollen dokumentiert. Auch ihre „Begnadigung“, in ihrem Fall der Tod durch das Schwert und nicht der Scheiterhaufen ist Tatsache. Das sie aber im „Badhaus“ arbeitete und Herren der besseren Gesellschaft bediente, ist reine Spekulation.
Fakten: Anna Würth, Wirth oder eben Wirthin kam gemäss der Chronik der Stadt Schaffhausen aus Freudenstadt. Sie lebte im Rheinhof, der wirklich zum Schaffhauser „Redlight district“ gehörte. Sie wurde verschiedener Delikte angeklagt, alle eindeutig dem Hexenwerk zugehörig. Sie wurde, nachdem sie unter der Folter ihre Delikte gestanden hatte tatsächlich „begnadigt“; durch den Tod durch das Schwert und nicht durchs Feuer.
Fiktion: Es ist anzunehmen aber nicht bewiesen, dass Anna Wirthin aus wirtschaftlichen Gründen nach Süden wanderte. Es ist kein Verhältnis zu einem der Gnädigen Herrn bekannt. Ihre Bekanntheit in der Stadt hielt sich wohl in Grenzen. Um der Hexerei verdächtigt zu werden genügten oft Kleinigkeiten oder körperliche Auffälligkeiten.
Ich habe für dieses Lied lange in Büchern und Archiven recherchiert. Der Anspruch ist, neben Liedern auch Geschichten zur Geschichte zu erzählen, Unbekanntes aus unserer Umgebung zu zeigen.
Ausgangspunkt war eine kurze Zeitungsnotiz über den Rheinhof. Die Zeilen haben mich sehr angesprochen, ich lebe schliesslich in direkter Umgebung von „Schleipfgässli, „Chöpferplatz“, „Radacker“ und „Galgenbuck“.
Lieder über diese schreckliche Zeit sind mir aus der Schweiz nicht bekannt. Dem wollte ich Abhilfe schaffen. Es ist dann viel mehr daraus geworden, man könnte eine ganze Geschichtsschulstunde daraus machen, einen ganzen Morgen oder sogar ein Buch darüber schreiben ……